125 Jahre WTB

Werdener Turnerbund v. 1886 e.V.

Werdener Turnerbund – eine schöne Geschichte

alte WTB Banner
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Am Anfang des Sports in Deutschland steht das Turnen. Schon im Jahre 1811 legt der legendäre "Turnvater" Jahn in Berlin einen Sportplatz an. Doch es dauert fast vierzig Jahre, ehe im Ruhrge-biet Turnvereine entstehen, 1848 einer in Duisburg, 1859 dann auch einer in Essen.

Am 6. November 1886 wird von einigen Mitgliedern eines Vorläufervereins, des Bürger-Turnvereins Werden, ein Werdener Turnerbund (WTB) aus der Taufe gehoben. Der WTB ent-wickelt sich stetig, wenn auch zögernd. Zum zehnjährigen Jubiläum formiert sich eine sog. Män-nerriege, die sich auf leichtathletische Übungen konzentriert - Feldturnen, wie das zunächst heißt. Geturnt wird in Sälen verschiedener Gastwirtschaften im Raum Werden. Nach 25 Jahren, im Jahre 1911, meldet die Chronik 110 Mitglieder. Im Jahre 1913 wird eine Fußballriege gegründet.

Der erste Weltkrieg bildet natürlich eine Zäsur für die weitere Entwicklung des Vereins. Erst 1921 kann das Turnen wieder in vollem Umfang aufgenommen werden. In diesem Jahr entsteht eine erste Schwimmriege, in der auch Damen aktiv sind. Die Entwicklung und Diversifizierung des WTB schreitet voran. Turnerinnen sind ab 1924 endlich auch zugelassen. Im gleichen Jahr wird die Aufnahme von Kindern erlaubt. 1928 wird von Wettkampfmannschaften im Handball und im Faustball berichtet.

1929 gründet sich eine Fechtriege, die im Keller des Werdener Gymnasiums (unter Teilnahme einiger besonders begeisterter Damen) ihren Trainingsbetrieb aufnimmt. 1931 kommt es dann endlich zur Gründung der lang ersehnten Frauen-Turngruppe. 394 Mitglieder hat der (amtsge-richtlich so genannte) "Turnerbund Werden 1886 e.V." im 50. Jahr seines Bestehens, im Jahre 1936.

Dann ist wieder furchtbarer Krieg - der organisierte Sport kommt nahezu völlig zum Erliegen. Die ersten Jahre nach dem Zusammenbruch sind turbulent. Die Besatzungsmacht versucht, sich in die Wiederbelebung des Sports in Werden einzumischen. Unter ihrem Druck erfolgt am 28. November 1947 ein nicht sehr geglücktes Intermezzo mit Namen "Sportvereinigung Werden e.V." (als Zwangszusammenschluß des WTB mit dem Sportverein Werden 08 und dem VfB Werden). Erst am 29. Januar 1949 kann eine Gründungsversammlung des neuen/alten WTB im Kolpinghaus stattfinden. 467 Mitglieder kehren zum Sportbetrieb unter dem Traditions-Kürzel WTB zurück. Das weithin bekannte WTB-Brustwappen wird erst 1951 eingeführt.

Es kommt zu einer Reihe von Rückschlägen. So verlassen im Jahre 1953 eine Reihe von Frauen den WTB, um einen Frauen- und Mädchen-Turnverein Werden zu gründen. Die Tischtennis-Spieler gründen ebenfalls einen eigenen Verein. Die Handball-Abteilung löst sich auf. Fast im Gegenzug wird 1969 eine Volleyball-Abteilung gegründet. Jedoch erst 20 Jahre später wird der Mitgliederstand der zweiten Gründung im Jahre 1949 wieder erreicht. Im Jahre 1971 erfolgt die Freigabe des neuen Werdener Hallenbads für den Übungsbetrieb der zu diesem Zeitpunkt neu gegründeten WTB Schwimmabteilung. Eine Tennis-Abteilung etabliert sich im Jahre 1976, die es schafft, im Mai 1980 eine eigene Anlage in Betrieb zu nehmen. Die jüngsten Kinder des WTB sind eine 1985 gegründete Basketball- sowie 1988 eine Judo-Abteilung.

Stadtbad Werden
Stadtbad Werden
Christian Keller
Christian Keller
Klaus Urbschat
Klaus Urbschat

In allen Abteilungen des WTB gibt es zu allen Zeiten herausragende Sportlerinnen und Sportler. Nach dem Kriege sind neben den Turnern besonders die Fechter und Leichtathleten, später auch die Schwimmer, mit national wie international beachtlichen Leistungen hervorzuheben. Beson-ders herausragend ist hier Christian Keller als Weltmeister und Olympia-Teilnehmer.

1986, im Jahre des 100. Vereinsjubiläums, zählt der WTB bereits nahezu 1.500 Mitglieder. Der Geburtstag des Vereins wird groß gefeiert. Vorsitzender wird im Jahre 1991 Ulrich Legel, der den 15 lange Jahre amtierenden Gerd Schmuck ablöst. Legel leitet den Verein bis heute. Um die Jahr-tausendwende ist der WTB mit der imposanten Mitgliederzahl von 2.171 Sportlern einer der ganz großen Sportvereine in Essen.

Die Schwerpunkte der Vereinsarbeit bleiben indessen beim Breitensport. Und hier hat sich der WTB, wie alle anderen Sportvereine auch, dem gesellschaftlichen Wandel hin zur Freizeitgesell-schaft zu stellen. Die Menschen entwickeln vermehrt ein Bewußtsein für Gesundheit und Fitness. Sport,- Gesundheits- und Freizeit-Angebote für alle Alterstufen, vom Vorschul- bis hin zum Senioren-Alter, sind zunehmend gefragt. Die Menschen wollen vielfach gar keine feste Bindung an einen Verein. Sie wollen gegen eine Gebühr gesundheitsfördernden Zeitvertreib konsumieren.

Hier nun ist der WTB in einer vorzüglichen Position. Im April 1994 wird, in Kooperation mit dem DJK Grün-Weiß Werden, unterstützt durch die Bezirksvertretung IX und mit einer vom Essener Sportbund gewährten Startfinanzierung, das Sport- und Gesundheitszentrum (SGZ) Werden gegründet. Die Stadt Essen überläßt dem Verein gegen Zahlung einer Mietgebühr Teile des ehemaligen Umkleidetrakts im Stadtbad Werden, die zu einem 153 qm großen Gymnastik-raum ausgebaut werden. Das Kursangebot umfaßt unter anderem Aerobic, Jazz-Tanz, Fitness-Gymnastik, Mutter-Kind Turnen - alles unter dem Motto "Rein ins Sportdress - auf ins Bad!" Mit dem SGZ hat der WTB also attraktive Sportangebote auch für bindungsferne Werdener Bürger, wenn auch um den Preis leider deutlich sinkender Mitgliederzahlen.

Im Januar 1997 wird das Stadtbad Werden, das angesichts akuter Finanznot der Stadt Essen von der Schließung bedroht ist, komplett in die Regie des WTB übernommen und somit für die Bürger der Stadt vor dem Aus gerettet. 1998 kommt ein neuer Kraftraum hinzu und 2001 schließlich die langersehnte Sauna.

Leider schließt die Fechtabteilung, eine der ältesten Gruppen im Verein, 1999 aus Mangel an Interessenten. Ein echter Renner dagegen wird die 2003 neben dem Sportplatz gebaute Beach-volleyball-Anlage – eine überaus erfolgreiche Investition, ganz im Stile der Zeit.

Titelblatt Festschrift

Die Mitgliederzahl des WTB hat sich im Jahr seines 125. Geburtstags auf 1.600 zurückentwickelt. Die Situation in den sieben Sparten des WTB ist dabei sehr unterschiedlich. Das Angebot des Sport- und Gesundheitszentrums Werden wird gut angenommen. Die Kurse sind fast immer ausgebucht, es bestehen für einzelne Gruppen sogar Wartelisten. Ob der Verein seine gesell-schaftlich wichtige Aufgabe, Sport für alle anzubieten, auch in Zukunft erfüllen kann, wird nicht zuletzt davon abhängen, ob sich weiter genügend Mitglieder finden, die bereit sind, sich für den Verein zu engagieren.

Siegfried Rhein, Pressewart

Quellen : Festschriften des Vereins

Jubiliarsfeier: 22. Mai 2011, Beginn: 11.00 Uhr, Ort: Mariengymnasium


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